„Lass uns das Leben genießen"

Ente, Tod und Tulpe widmet sich behutsam und
mit Humor den großen Fragen des Lebens
Warum ist das Leben irgendwann zu Ende? Warum muss man sterben? Und was macht das Leben lebenswert? In Wolf Erlbruchs Ente, Tod und Tulpe werden diese und andere zentrale Fragen eines jeden Lebens gestellt. Wolf Erlbruch, 1948 geboren und im Dezember 2022 verstorben, galt als renommierter Kinderbuchautor und Illustrator. 2017 erhielt er als erster deutscher Autor den Astrid Lindgren Memorial Award für sein Gesamtwerk, bei dem es sich um die höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur weltweit handelt.

Das auf dem 2007 erschienenen Bilderbuch basierende Theaterstück von Nora Dirisamer wurde 2010 am Landestheater Linz uraufgeführt und als herausragende Produktion für Kinder ausgezeichnet. Es erzählt die Begegnung zweier grundsätzlich verschiedener Figuren: Die Ente, lebenslustig, clever und neugierig, trifft auf den Tod, dessen Aufgabe es ist, Menschen und Tiere am Ende ihres Lebens abzuholen. Das Leben selbst kennt er kaum,
außerdem braucht er weder Schlaf noch Nahrung. Nun soll er auch Ente abholen, denn ihr Lebensende ist nah. Mit ihrer aufgeweckten Art schafft Ente es, sein Interesse für ihr Leben zu wecken. Neugierig geworden, lässt er sich
überreden zu bleiben, und so verbringen die beiden etwas Zeit miteinander. Der Tod ist fasziniert von all den Dingen, die er von Ente lernt: schwimmen, essen, in die Sterne gucken, gute Gespräche führen und füreinander da sein …

Dass das Leben so schön sein kann, hätte er sich nie träumen lassen. Und auch Ente erfährt viel Neues über den Tod. Während sie am Anfang noch versucht, ihm durch gewiefte Tricks zu entkommen, kommen sich die beiden näher,
lernen sich kennen, und Ente verliert nach und nach die Angst vor ihm. Sigrid Herzogs Inszenierung von Ente, Tod und Tulpe geht behutsam und mit viel Humor den Fragen zum Thema Tod und Sterben nach. Der Mittelpunkt des Bühnenbilds von Isabelle Kittnar ist dabei der große Teich, Entes Zuhause. Dort zeigt sie dem Tod, was es heißt zu schwimmen, zu tauchen und zu gründeln. Häufig auf kleineren Bühnen gezeigt, wird Ente, Tod und Tulpe am Mainfranken Theater Würzburg im neuen Kleinen Haus inszeniert. Das universelle Thema geht alle etwas an, und so wie Menschen jedes Alters sich mit den Fragen nach dem Tod beschäftigen, ist auch dieses Stück nicht nur für Kinder sehenswert. Das Unbekannte kann Angst machen, aber je besser man den Tod versteht, desto weniger angsteinflößend wird er. Wenn Entes Leben zum Schluss zuende geht, dann nicht mit Schrecken, sondern mit Ruhe und Akzeptanz – sie weiß, dass ihre Zeit gekommen ist. Und sogar der Tod ist ein bisschen traurig. Aber wie Ente selbst sagt: „Wenn man sich an jemanden erinnert, dann ist der oder die quasi unsterblich."
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